Nachrichtenbeitrag

Freunde der Erziehungskunst übergeben notfallpädagogische Arbeit in den Philippinen an lokale Fachkräfte

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Von NNA-Korrespondent Walter Siegfried Hahn

Mit dem letzten Einsatz der Freunde der Erziehungskunst in den Philippinen 3 Jahre nach Taifun Haiyan sollen lokale Fachkräfte die Arbeit übernehmen. Die Frage der weiteren Finanzierung muss noch gelöst werden.

COTABATO CITY (NNA) – Am 7. November 2013 traf ein Taifun mit der bis dahin grössten gemessenen Geschwindigkeit auf Land. Betroffen wurde von “Haiyan” vor allem der mittlere Teil der Philippinen, die meisten Todesopfer und Zerstörungen gab es in der Provinzhauptstadt Tacloban.

Kaum waren die Telefonverbindungen wieder intakt, fand ein Mitarbeiter der Freunde der Erziehungskunst auch schon Kontakt zu Menschen vor Ort, die helfen konnten zu helfen. Nach nun drei Jahren vielfältiger Unterstützung aus Deutschland wurde diese nun abgeschlossen – und zugleich ein Tor in die Zukunft aufgestossen, ein Tor vor allem für den Frieden in Mindanao, der grossen Insel im Süden, auf der seit vierzig Jahren ein blutiger Bürgerkrieg herrscht.

Mitarbeiter der Freunde reisten Anfang Dezember zu ihrem sechsten Einsatz nach Tacloban, um den Stand der dortigen Projekte anzusehen und Tips zu geben für den Übergang in die Selbständigkeit. Die “Child-Friendly Spaces”, geschaffen zur Bewältigung der rund um den Taifun entstandenen Traumas, konnten drei Jahre lang durch Finanzierung der Freunde bestehen und sollen auch weiter erhalten bleiben. Denn auf den Philippinen werden Kinder zwar sehr geliebt, sie werden aber auch ausserhalb von Naturkatastrophen traumatischen Erfahrungen ausgesetzt, sei das durch die massiven Lautstärken von Karaoke oder TV, den umgehemmtem Gebrauch von virtueller Technik oder schlicht, weil Armut und fehlende Bildung zu Misshandlungen und Missbrauch beitragen.

Der Erhalt von geschützten Orten für Kinder ist also sehr nötig. Die Frage der weiteren Finanzierung der bestehenden Orte, wenn die bisherige Ende Dezember ausläuft, ist jedoch bis heute nicht gelöst und es ist sehr fraglich, ob die Lösung bis zum Jahresanfang gelingen kann.

Ein wichtiger Beitrag der Freunde neben der Arbeit in Tacloban war jedoch die Ausrichtung mehrerer Trainings in Notfallpädagogik. Schon beim Einsatz Ende 2013 waren bei der ersten derartigen Veranstaltung über hundert Teilnehmer dabei. Daraus entwickelte sich ein eigenständiges philippinisches Emergency Response Team.

Das letzte notfallpädagogische Training der Freunde der Erziehungskunst fand nun vom  7. bis 9. Dezember in der Notre Dame University in Cotabato City mit 49 Teilnehmenden und Beitragenden aus Deutschland und den Philippinen statt. Als Tor in die Zukunft ist dies aus verschiedenen Gesichtspunkten zu sehen.

Menschenwürdige Gegenwart

Cotabato City liegt in der Provinz Maguindanao im mittleren Westen von Mindanao. Maguindanao ist berüchtigt für ein Massaker, das fast auf den Tag genau sieben Jahre vor diesem Training am 23. November 2009 stattfand. Dabei wurden 34 Journalisten getötet sowie 24 Familienmitglieder und Mitarbeiter eines Bewerbers um das Gouverneursamt.

In diesem Fall handelte es sich um Gewalt zwischen zwei muslimischen Familien. Doch die Fronten auf der Insel Mindanao verlaufen zwischen einer Vielzahl von Gruppierungen, sei es basierend auf Ideologie, Identität oder reiner Räuberei, wie dies meist bei Zwangsgeldern oder Kidnappings der Fall ist.

Durch die gute Vernetzung der veranstaltenden Stiftung in Mindanao gelang es nun, Teilnehmer nicht nur aus Manila und Maguindanao zu gewinnen, sondern vor allem aus verschiedenen Orten der von Gewalt betroffenen Insel selbst: North Cotabato, Davao, Lanao del Sur, Lanao del Norte, Cagayan de Oro und Tawi Tawi. Diese Teilnehmer sind in unterschiedlichsten Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen, Schulen und Universitäten tätig.

Wenn auch der Friedensprozess in Mindanao nicht direkt ein Thema der Veranstaltung war, so werden die friedenschaffenden Ansätze der anthroposophischen Notfallpädagogik so doch in viele Regionen und Organisationen Mindanaos getragen. Ein Beitrag also zu einer menschenwürdigen Gegenwart und Zukunft der Kinder in Mindanao.

Und vielleicht ein Beitrag zum Gespräch zwischen den vielen verfeindeten Parteien. Auf jeden Fall eröffnete die Veranstaltung viele Fragen und grosses Interesse und die philippinischen Lehrer, Erzieher, Ärzte und Therapeuten dürften nun alle Hände voll zu tun haben, den Nachfragen nach mehr Wissen über Waldorfpädagogik und Notfallpädagogik nachzukommen.

END/nna/wsh

Bericht-Nr.: 161213-01DE Datum: 13. Dezember 2016

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Vor 3 Jahren zerstörte Taifun “Haiyan” vor allem den mittlere Teil der Philippinen.<br>Foto> Walter Siegfried Hahn