Nachrichtenbeitrag
Fairer Handel verdoppelt Umsatz
Der Faire Handel in Deutschland konnte in den letzten Jahren wesentliches Wachstum verzeichnen. Asymmetrische Verhältnisse im Welthandel mache jedoch weitere politische Arbeit nötig, sagt das Forum Fairer Handel.
BERLIN (NNA) – Mit 1,3 Milliarden Euro hat der Faire Handel in Deutschland im Jahr 2016 ein Umsatzplus von 14% erzielt und seinen Umsatz im Vergleich zu vor vier Jahren verdoppelt. Diese Zahlen gab das Forum Fairer Handel, der Verband des Fairen Handels in Deutschland auf seiner Jahrespressekonferenz bekannt.
Druck auf die Produzenten durch schwankende Weltmarktpreise, erschwerte klimatische Bedingungen sowie asymmetrische Machtverhältnisse im Welthandel verdeutlichten die Notwendigkeit der weiteren politischen Arbeit der Fair-Handels-Bewegung, betont der Verband in seiner Pressemitteilung.
Anlässlich der Bundestagswahl im September hat das Forum zusammen mit dem Weltladen-Dachverband drei Visionen für die Zukunft formuliert: Faire Arbeitsbedingungen weltweit; eine bäuerliche Landwirtschaft, die alle Menschen ernährt; menschenwürdiger Umgang mit allen.
Zu den politischen Forderungen an die nächste Bundesregierung gehört auch die Forderung nach einem fairen Handel statt Freihandel. „Derzeit fordern hochrangige Politiker diesseits und jenseits des Atlantiks gerne fairen Handel, verstehen darunter jedoch Protektionismus oder Freihandel. Aus Sicht des Forum Fairer Handel wäre ein demokratisches und transparentes Welthandelssystem fair, das Menschen- und Umweltrechtsabkommen über Handelsverträge stellt“, erläutert Forum-Geschäftsführer Manuel Blendin.
Fairer Handel
Mit 1,05 Milliarden Euro trägt das Fairtrade-Produktsiegel den größten Anteil am Umsatz. Bei den anerkannten Fair-Handels-Importeuren wurden im vergangenen Jahr fair gehandelte Waren im Wert von 190 Millionen Euro verkauft. Die Weltläden und Weltgruppen haben im Jahr 2016 fair gehandelte Waren im Wert von 77 Millionen Euro vertrieben. Der Umsatz mit fair gehandelten Produkten aus Europa, wie Naturland Fair zertifizierte Milch und Brot, erreichte 67 Millionen Euro. Spitzenreiter Kaffee verdeutlicht Vorzüge des Fairen Handels
Mit einem Anteil von 36 % am Gesamtumsatz hält Kaffee weiterhin die Spitzenposition im Fairen Handel. Während sein Anteil an allen fair gehandelten Waren ständig wächst, liegt sein Marktanteil insgesamt in Deutschland derzeit lediglich nur bei 4,4%.
Ein Blick auf dieses Produkt macht aus der Sicht des Forums die Vorzüge des Fairen Handels für die Produzenten besonders deutlich: Im Februar 2016 lag der Weltmarktpreis für Kaffee auf einem Tiefstand von 110 US Cents pro Pfund. Für fair gehandelten Kaffee greift in dieser Situation ein garantierter Mindestpreis, der über diesem Weltmarktpreis liegt. Auch bei der Anpassung an den Klimawandel und dessen Bekämpfung werden die Produzenten im Fairen Handel unterstützt, beispielsweise durch Beratung zum Aufbau nachhaltiger Anbaumethoden.
Falsche Richtung
Kritik übt das Forum auch an den sogenannten Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (EPAs) zwischen der Europäischen Union und den Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifiks (AKP-Staaten), sie entsprächen einer Freihandelslogik und laufen entwicklungspolitischen Bemühungen zuwider. Die EPAs machten es den AKP-Staaten fast unmöglich, eigene nationale und regionale Binnenmärkte aufzubauen und die Wertschöpfung vor Ort zu steigern.
Bundeskanzlerin Angela Merkel habe eingestanden, dass einige der Handelsabkommen zwischen der EU und afrikanischen Staaten in die falsche Richtung gehen. Mit Blick auf den EU-Afrika-Gipfel im kommenden Herbst habe sie Neuverhandlungen in Aussicht gestellt.
Im Falle ihrer Wiederwahl muss sie sich in der EU für ein umfassendes Moratorium für die Handelsabkommen mit den AKP-Staaten und ein neues Verhandlungsmandat einsetzen, fordert das Forum: „Abkommen zwischen der EU und den Ländern des Globalen Südens müssen die Wertschöpfung und lokale Märkte vor Ort fördern und auf Augenhöhe und unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft verhandelt werden.“ Zudem müssten sie mit den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen übereinstimmen.
END/nna/ung
Bericht-Nr.: 170730-02DE Datum: 30. Juni 2017
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