Nachrichtenbeitrag

Erleichterung bei den „Freunden“: Mehrzahl der 700 Freiwilligen aus 50 Ländern zurück

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Von NNA-Korrespondentin Cornelie Unger-Leistner

Das Team der internationalen Waldorforganisation Freunde der Erziehungskunst war zwei Wochen lang Einsatz um ihre Freiwilligen zurückzuholen. Jetzt ist die Mehrzahl zurück.

KARLSRUHE (NNA) – Mit Erleichterung blicken die Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V., die internationale Waldorforganisation und größter Entsender von Freiwilligen in den von der Bundesregierung geförderten Programmen Weltwärts und Internationaler Jugendfreiwilligendienst, auf ihre derzeitige Statistik: Glücklicherweise sei es gelungen, die Mehrzahl der Freiwilligen nach Deutschland zurückzuholen.

700 junge Menschen – durchschnittlich 19 Jahre alt – waren in 50 Ländern in der ganzen Welt verteilt, als die Corona-Virus-Krise begann, sich von China aus zu verbreiten.

„Bei uns gab es eine erhöhte Wachsamkeit und wir waren unserem Umfeld auch meist ein bis zwei Wochen voraus,“ erläutert Claudio Jax, Abteilungsleiter der Freiwilligendienste bei den „Freunden“ gegenüber NNA. So konnten viele Freiwillige noch mit regulären Flügen die Heimreise antreten. „Wir haben früh gehandelt, teilweise stießen wir dabei auf Unverständnis bei den Freiwiligen und ihren Eltern für die Rückholaktion, teilweise war die Sorge aber auch sehr groß und der Druck schnell nach Hause zu komen war sehr groß – es gab die ganze Bandbreite von nachvollziehbaren Emotionen, mit denen wir zu tun hatten“.

Abenteuerlich Aktionen

Zwei Wochen haben Claudio Jax und sein aus 50 Personen bestehendes Team jetzt Tag und Nacht an der Rückholaktion gearbeitet. „Tausende von Telefonaten und Emails waren nötig, Kontakt mit den Einsatzstellen, den Behörden in den jeweiligen Ländern. Da gab es schon auch abenteuerliche Transportaktionen, wenn z.B. in Argentinien keine Busse mehr fuhren und wegen der strikten Ausgangssperre auch für Autofahrten eine Genehmigung erforderlich war“. Zum Teil waren die Freiwilligen dann doch auf die offiziellen Rückholaktionen des Bundesaußenministeriums angewiesen, wenn der reguläre Flugverkehr in einem Land komplett eingestellt worden war.

„Die ganze Reisebranche ist ja durch die Corona-Krise in ein riesiges Chaos geraten. Da hatte man einen Flug gebucht, der dann gecancelt wurde oder es musste vermieden werden plötzlich im Transitbereich eines Flughafens festzusitzen“.

Zugute kam den „Freunden“ das weltweite Netz der Waldorfschulbewegung und auch die Kontakte zu den Einsatzstellen der Freiwilligen vor Ort: „Die Menschen der Waldorfschulbewegung waren da, wenn es nötig war.“ So seien gestrandete Freiwillige auch in Waldorfschulen untergebracht worden, bis sie weiterfliegen konnten.

Auch für die Einsatzstellen in aller Welt, meist Einrichtungen der Waldorfschulbewegung oder aus der Heilpädagogik, sei durch die Corona-Virus-Krise eine „dramatische Situation“ entstanden, betont Jax. Sie seien auf die Unterstützung der Freiwilligen angewiesen und müssten nun ohne sie zurechtkommen. Viele Freiwillige waren auch in Gastfamilien untergebracht, die die Ausgangssperren in den jeweiligen Ländern vor große Probleme stellte: „Sie mussten schon selbst nun auf engstem Raum zurechtkommen“. Diese schwierigen Situationen seien von den Einsatzstellen in den jeweiligen Ländern „verantwortungsvoll begleitet“ worden. Die Sicherheit der Freiwilligen sei stets gewährleistet gewesen.

Erlebnisse verarbeiten

Zwar hatte die internationale Waldorforganisation schon Erfahrungen mit Rückholaktionen gesammelt zum Beispiel während des Tsunami in Asien, bei dem auch Freiwillige betroffen waren. „Aber eine Rückholaktion – weltweit und dann noch alle gleichzeitig – das ist doch noch eine ganze andere Dimension“, betont Claudio Jax.

Jetzt sei die Mehrzahl der jungen Freiwilligen zwar wieder zu Hause, aber nun ergebe sich für sie die Notwendigkeit, ihre Erlebnisse zu verarbeiten. „Da stellen sich schon große Fragen, wenn man biografisch so aus einer Situation herausgerissen wird“, meint der Verantwortliche für das Freiwillige Soziale Jahr im Ausland

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 200410-03DE Datum: 10. April 2020

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Freiwillige der Freunde der Erziehungskunst sind in allen Teilen der Welt im Einsatz, meist in Einrichtungen der Waldorfschulbewegung oder aus der Heilpädagogik.<br>Fotos: Freunde der Erziehungskunst