Nachrichtenbeitrag
Ein inklusives Theaterprojekt zum Morgenstern-Jahr
HAMBURG (NNA) – Noch rechtzeitig zum diesjährigen Morgenstern-Jahr, in dem sein hundertster Todestag begangen wurde, kam das erste Theaterstück um den berühmten Dichter und Humoristen zur Uraufführung. Der Verein ZusammenLeben e.V. realisierte dieses inklusive Projekt auf der Bühne der Stadtteilschule Bergstedt.
Bis Ende November probten etwa dreißig theaterbegeisterte Bewohner, Betreuer und Freunde der Einrichtung ZusammenLeben die Komödie „Herr Palmström denkt sich ein Theater aus“. Jeder Teilnehmer konnte seine Fähigkeiten auf der Bühne zeigen und die über 300 Besucher in der Bergstedter Stadtteilschule bedachten die Leistungen der Spielerinnen und Spieler mit lang anhaltendem Beifall. Die Regie führte Sarah Burfeind, die musikalische Leitung hatte Monika Gramm, die Rahmenhandlung des Stückes schrieb Ernst Ullrich Schultz.
Da sauste ein Seufzer pantomimisch über einen imaginären Teich, der zugefroren war, bis er schmachtend darin versank. Eine Schar Galgenbrüder, sowie aus paritätischen Gründen auch Galgenschwestern, bevölkerten die Bühne, während das Gruselett zelebriert wurde. Die Aufzüge des Zweiakters eröffneten zwei höchst lebendige Vorhänge mit an Stangen befestigten Tüchern.
In den Proben war manchmal der Jubelschrei eines der Vorhangdarsteller zu hören, wenn er es geschafft hatte, höchst gravitätisch über die die Bühne zu schreiten. So wuchs ein jeder Darsteller mit seiner Rolle. Es war deutlich zu spüren, dass Theaterspiel ein persönliches Entwicklungsmoment sein kann.
Theater im Theater
Ein Ensemble mit Klanginstrumenten begleitete die szenischen Darstellungen und Lieder. Das Gedicht über Muhme Kunkel geriet so, rhythmisch unterstützt, zu einer schmissigen Rapp-Nummer. Viel Theater im Theater prägte die Handlung der Komödie. Eine Souffleuse, die es nicht im Kasten hielt, eine cholerische Theaterdirektorin, sowie eine launische Chansonnette stritten um die Gunst eines poetisch überaus begabten Bühnenarbeiters.
Mit der Tücke der Objekte und einer paradoxen Ideenwelt kämpften Palmström und sein imaginärer Herr von Korf. Am Ende des ersten Aktes wurde das gesamte Publikum mit Bewegungs- und Sprechübungen zum Mitspielen animiert. Das Drama endete mit einer überraschenden Wendung in den amourösen Beziehungen der Akteure.
Morgenstern hat Stilelemente der zwanziger Jahre, ja auch den Dadaismus vorweg genommen. Der Dichter, so der Eindruck von vielen Zuschauern, hat an Aktualität und Witz nichts verloren. Die Darsteller waren mit großem Eifer und Spielfreude dabei, die skurrilen Texte zu gestalten und dem Zuschauer nahe zu bringen. Der Erfolg dieses inklusiven Theaterprojektes, so die einhellige Meinung aller Beteiligten am Ende der beiden Aufführungen, ist eine Ermutigung für weitere Initiativen.
END/nna/eus
Bericht-Nr.: 141224-02DE Datum: 24. Dezember 2014
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