Nachrichtenbeitrag

Deutscher Astronaut im All forscht auch für die UWH

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Von NNA Mitarbeiter

WITTEN-HERDECKE/BAIKONUR (NNA) – Der deutsche Astronaut und Geophysiker Alexander Gerst, der zur Weltraumstation ISS gestartet ist, forscht dort auch im Auftrag der Universität Witten/Herdecke (UWH). Russische und amerikanische Raumfahrer dokumentierten beim Start ihre Freundschaft – ungeachtet aller politischen Spannungen.

Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, wurde bei der traditionellen Pressekonferenz der Crew vor dem Start der Sojus Rakete im russischen Raumfahrtzentrum Baikonur in Kasachstan auch die politische Lage angesprochen. US-Astronaut Reid Wiseman sei daraufhin einfach aufgestanden und habe unter großem Jubel der Anwesenden seine Kollegen umarmt, auch den russischen Kommandanten Maxim Surajew. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst wurde mit den Worten zitiert: „Es sagt einiges, wenn Menschen aus drei Kontinenten in eine Rakete steigen und als Freunde zusammen ins Weltall fliegen – und nicht als Nationalitäten.“ Mehr brauche man dazu nicht zu sagen.

UWH Experiment

Bei dem wissenschaftlichen Experiment, das Gerst für die UWH durchführt, geht es nach Angaben der Universität um die Veränderungen der Haut unter den Bedingungen des Weltraums. Gerst ist nach Luca Parmitano (Mai–November 2013) und Steve Swanson (seit März 2014) der dritte Astronaut, der mit dem Programm Skin B seine Haut im All testet. Die Geräte für das Experiment befinden sich bereits seit März 2013 in der Umlaufbahn, eine Sojusrakete hatte an der Raumstation angedockt und den Koffer aus Witten-Herdecke wohlbehalten zur ISS gebracht.

Für das Experiment zuständig sind auf der Erde Prof. Dr. Ulrike Heinrich und Dr. Nicole Gerlach vom Institut für Experimentelle Dermatologie/DermaTronnier an der UWH. "Mit speziellen Messmethoden prüfen wir den Feuchtegehalt und den Wasserverlust der Haut. Eine Kamera dokumentiert die Veränderungen der Hautoberfläche", erklären sie den Ablauf. Außerdem messen die Wissenschaftler der Uni Witten/Herdecke vor und nach dem Flug die kapillare Hautdurchblutung sowie die Ultrastruktur der Haut und ihre Elastizität.

Das Experiment dient nach Aussagen der Wissenschaftler in erster Linie der Grundlagenforschung. Für weitere Langzeitmissionen im Weltraum sowie künftige bemannte Flüge zum Mars gelte es, Vorbereitungen zu treffen. Trockene oder schuppige Haut und Juckreiz belasten - nach Kopfschmerzen und Gleichgewichtsstörungen - die Astronauten im Weltraum besonders, wie Studien der US-Raumfahrtbehörde NASA zeigen. Hautprobleme stehen demnach weit vorne auf der Rangliste gesundheitlicher Probleme im All. Dazu zählen auch Verzögerungen bei der Wundheilung und allergische Reaktionen auf Materialien.

Systematische Untersuchung

Bisher wurden diese Veränderungen noch nicht systematisch untersucht.„Die Auswirkungen eines so langen Fluges wie zum Mars auf den Körper kennen wir noch nicht. Aber wenn sich an der Haut etwas verändern würde, wäre es dort am einfachsten zu messen und man kann rückschließen, dass sich auch Muskeln, Herz oder Lunge verändern könnten. ", erläutert Dr. Katrin Stang, Projektleiterin im DLR-Raumfahrtmanagement.

2006 hatte das Institut an der UWH ähnliche Messungen im Weltraum bei einem deutschen Astronauten vorgenommen mit dem Ergebnis, dass die Haut wie im Zeitraffer gealtert war. Die Oberflächenstruktur, die sogenannte Hautfelderung, wurde gröber, die Elastizität nahm ab und tiefere Hautschichten alterten ebenfalls. „Das ging nach der Rückkehr auf die Erde schnell wieder zurück. Aber eine wissenschaftliche Aussage mit nur einem Experiment ist eher fragwürdig. Deshalb haben wir jetzt insgesamt fünf Astronauten bis 2015 unter Beobachtung. Dann können wir schon eher etwas dazu sagen, wie die Haut sich verändert“, meint Prof. Ulrike Heinrich zu den Perspektiven der Forschung.

Alexander Gerst ist Medienberichten zufolge der 538.Mensch im All. Als elfter Deutsche hat er sich Erdumlaufbahn begeben, er ist Jahrgang 1976 und stammt aus dem baden-württembergischen Künzelsau. Die Mission ist sein erster Raumflug, er wird 166 Tage lang im All bleiben. Zur Teilnahme gekommen war er durch eine Ausschreibung der europäischen Raumfahrtbehörde Esa, auf die sich 8.400 Personen beworben hatten. Seit 2009 trainierte er für den Raumflug.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 140607-02DE Datum: 7. Juni 2014

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ESA-Astronaut Alexander Gerst (links), NASA-Astronaut Reid Wiseman (mitte) und der russische Kosmonaut Maxim Suraev in der Kuppel der Weltraumstation ISS<br>Foto: NASA