Nachrichtenbeitrag

Den Lockdown in Nairobi bewältigen: Das Leben der Rudolf Steiner Schule Mbagathi in der Corona-Virus-Krise

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Von Judith Brown

Wie viele Schulen weltweit, ist auch die Rudolf Steiner Schule Mbagathi in Kenia von der Entscheidung betroffen, aufgrund von COVID-19 die Schulen zu schließen. Judith Brown beschreibt, wie die Schule damit umgeht.

Schulen in vielen Teilen der Welt mussten im Zuge der Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus ihre Türen schließen. Eine davon ist die Rudolf Steiner School Mbagathi in Nairobi/Kenia. Judith Brown von der Schulleitung beschreibt, wie die Schule davon betroffen ist.

NAIROBI (NNA) – Am 12. März wurde der erste Fall einer COVID-19-Erkrankung von der kenianischen Regierung bestätigt. Er ereignete sich in einer kleinen Nebenstraße der Masai Lodge Road, die zwei Kilometer von unserer Schule entfernt ist – einige unserer Kinder kommen aus diesem Viertel.

Wir überlegten, ob wir die Schule schließen sollen, aber wir mussten den Anordnungen der Regierung folgen. Am Samstag, den 14. März nahm ich an einer Versammlung der Bewohner der Masai Lodge Road teil, um weitere Informationen zu bekommen. Am nächsten Tag kam dann die Anordnung der Regierung, dass alle Schulen zum Montag, den 16.März geschlossen würden.

Am Sonntag, den 15. März haben wir nach dem Abendessen alle Internatsschüler versammelt, um über die Schulschließung zu informieren. Den Schülern wurde gesagt, dass sie nach Hause gehen müssten, es lag eine gewisse Anspannung in der Luft. Wir erläuterten ihnen die Viruserkrankung und die wichtigsten Vorsorgemaßnahmen wie Händewaschen.

Die Kinder stellten viele Fragen und wollten alles wissen. Wir nahmen Kontakt mit den Eltern auf, bis Dienstag war dann das Schulgelände leer und alles war ganz ruhig. Die Tagesschüler kamen nicht mehr zurück, es gab keine offizielle Verabschiedung.

Nur das Basisteam ist an der Arbeit

Wer jetzt zur Schule kommt, trifft sofort auf unseren Wachmann Francis Mugambi, er begrüßt einen mit dem Hinweis, sich als erstes die Hände zu waschen. Alle, die jetzt noch auf dem Schulgelände sind, halten Abstand und informieren sich ständig über die Maßnahmen der Regierung, über die Symptome des Virus und wie man sich und andere schützt. Wir haben die Richtlinien auf einer Tafel im Essensraum aufgehängt.

Nur das Basisteam ist jetzt noch in der Schule, die Lehrer sind zu Hause, auch die Büromitarbeiter arbeiten von zu Hause aus, es gibt nur ein Minimum an Mitarbeitern. Neema und Jane von der Finanzabteilung bereiten die Gehaltsabrechnungen vor, um sie zur Bank zu schicken. Hinter den Kulissen ist die Finanzabteilung am Werk, um den Haushalt 2019 für die Buchprüfung vorzubereiten.

Die Arbeit auf unserer Farm wird ebenfalls fortgesetzt, die Kühe müssen gefüttert und gemolken werden, Heu muss gemäht werden, Gemüse wird für das Mittagessen geernted und Setzlinge werden von der Pflanzschule umgesetzt. Ein Schaden am Bewässerungssystem muss behoben werden. In einer anderen Ecke unseres Geländes repartiert ein Vater, der Zimmermann ist, unsere Stühle, die dann noch lackiert werden.

Ein wichtiger Aspekt ist die Sicherheit. Unsere Wachleute Mohammed, Tipetet und George sind sehr wichtig für uns in dieser Zeit, die Sicherheit des Anwesens muss nachts gewährleistet werden. Auch Isabella, die für Reinigung zuständig ist und Kibet, unser Koch, arbeiten. Auch der Bauunternehmer, der unsere Solaranlage installiert, arbeitet weiter und wir sehen wunderbare Fortschritte.

Herausfordernde Zeiten

Wir arbeiten weiter, so gut es geht, auch um mehr Sponsoren zu finden und für Fundraising.

Die Sponsorengruppe muss weitermachen, weil wir die finanzielle Basis der Schule gewährleisten müssen. In den kommenden Wochen werden Emails und Skype-Konferenzen unsere Arbeit bestimmen. Wir müssen die Schule über diese Phase der Schließung hinüberretten und uns auf die Rückkehr der Kinder vorbereiten. Die Regierung hat die Bevölkerung aufgerufen, zu Hause zu bleiben und dies hat schwerwiegende Folgen für das soziale und ökonomische Leben vieler Menschen.

Auf dem Schulgelände fehlt die Lebendigkeit der Kinder, aber die Vögel singen viel lauter als sonst. Wir machen uns Sorgen um unsere Schüler, denn einige leben unter sehr schwierigen Bedingungen zu Hause, eine Mahlzeit pro Tag stellt schon eine Herausforderung dar für die Eltern. Aufgrund der Empfehlungen des Social Distancing können Eltern nicht außer Haus gehen und sich Arbeit suchen und auch diejenigen, die gehen, finden keine Gelegenheitsarbeiten mehr.

Unsere älteren Schüler, die am Ende des Schuljahrs eine Abschlussprüfung machen sollen, arbeiten zu Hause so gut es geht mit ihren Schulbüchern. Sie kamen in die Schule, um sich die Bücher zu holen. Eltern und Kinder vermissen die Schule und ihre Förderung. Die Lehrer überlegen, wie sie die Schüler zu Hause am besten unterstützen können, wie sie mit den Familien in Kontakt bleiben können – allerdings bedeutet dies eine große Herausforderung.

Große Betroffenheit

Am frühen Nachmittag wurde es dann plötzlich dunkel, es donnerte und es regnete heftig eine Viertelstunde lang, bevor der Regen etwas nachließ. Ende März beginnt hier bei uns die Regenzeit, es kann sein, dass dies der Anfang war.

Wir machen uns um die nächste Zeit große Sorgen, ein Teil der Bevölkerung arbeitet, ein Teil ist in Quarantäne. Die Straßen sind fast leer. Inzwischen (17.April) wurden 246 Erkrankte an Covid-19 gezählt in Kenia, 11 Menschen sind gestorben und 53 wurden wieder gesund.

Viele Menschen waren empört darüber, dass ein Politiker und ein Pfarrer sich nicht in Quarantäne begeben haben nach einer Auslandsreise im März und stattdessen Meetings und Versammlungen abgehalten haben in verschiedenen Teilen des Landes, dadurch wurde das Virus verbreitet. Sie mussten gezwungen werden, sich in Quarantäne zu begeben. Da das Virus in verschiedenen Teilen des Landes aufgetreten war, erwarteten wir, dass die Regierung Reisebeschränkungen anordnen würde, am 25. März wurde dann eine Ausgangssperre verhängt ab dem 27. März von 19 bis 5 Uhr.

Wir bedanken uns für die Unterstützung unserer Sponsoren, Freunde und Mitarbeiter, wir sind dankbar, dass wir die Gehälter weiterzahlen können und dies für unser Team tun können. Unsere Kinder bleiben in unseren Herzen und wir sind in Gedanken bei ihnen.

Bleiben Sie sicher – wir denken auch an Sie alle!

END/nna/cva/ung

Die Rudolf Steiner Schule Mbagathi bittet derzeit besonders um Spenden, damit sie in der Nähe der Schule wohnende Familien wöchentlich mit Lebensmitteln versorgen kann. Es kann hier direkt gespendet werden.

Hinweis von NNA: Die internationale Waldororganisation Freunde der Erziehungskunst hat einen Aufruf veröffentlicht, Schulen, die vom Lockdown betroffen sind, zu unterstützen und auch die Notfallpädagogik. Der Spendenaufruf findet sich hier.

Bericht-Nr.: 200417-01DE Datum: 17. April 2020

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Das Schultor musste schließen,
die Arbeit im Garten
und auf der Farm kann jedoch nicht vernachlässigt werden.
Auch die Solaranlage wird weiter installiert.<br>Fotos: Judith Brown