Nachrichtenbeitrag
Das eigene Bewusstsein verändern, damit die Welt sich wandelt
Georg Kühlewind ist einer der ungewöhnlichsten Denker der anthroposophischen Bewegung. Nun ist erstmals eine Biografie von dem „umstrittenen Star“ von seinem langjährigen Freund und Weggenossen Prof. Laszlo Böszörmenyi erschienen.
STUTTGART (NNA) – Eine Biografie vor dem Hintergrund der Dramatik des 20. Jahrhunderts – verwandelt in einen Übungsweg zur Veränderung des eigenen Bewusstseins: Georg Kühlewind gehört zu den ungewöhnlichsten Denkern der anthroposophischen Bewegung. Jetzt ist erstmals seine Biografie erschienen, verfasst vom langjährigen Freund und Weggenossen Prof. Laszlo Böszörmenyi.
Ein Blog bezeichnet Kühlewind als „umstrittenen Star“ der anthroposophischen Bewegung, seine Anhänger hätten sich auch eine Erneuerung der verkrusteten Strukturen dieser Bewegung von ihm erhofft.
Kühlewind wurde als György Székely 1924 in Budapest geboren; aufgewachsen ist er in einem jüdisch assimilierten Elternhaus; als 20-Jähriger geriet er in Lebensgefahr durch die deutsche Besatzung; es folgten Zwangsarbeit und KZ-Haft. Nach dem Krieg studierte Kühlewind Chemie – aber auch intensiv das Werk von Rudolf Steiner, das er inzwischen für sich entdeckt hatte. Dann eine berufliche Karriere im sozialistischen Ungarn mit all seinen Beschränkungen, bis 1979 hatte er einen Lehrstuhl für Physikalische Chemie an der TU Budapest inne.
Ende der 50er-Jahre kommen ihm grundsätzliche Zweifel an der Anthroposophie – nach einem Traum dann ein Neubeginn auf der Basis der Philosophie der Freiheit –, denn nur um eine Frage geht es Kühlewind: Wie kann der Mensch wirklich frei sein, Herr seines eigenen Bewusstseins werden? An dieser Fragestellung – sie ist gerade aktueller denn je – arbeitet Kühlewind sein ganzes Leben lang. Mit seinen Publikationen und Vortragsreisen seit den 70er-Jahren trotzt er allen Reisebeschränkungen zwischen Ost und West, sein Denken überwindet auch den Eisernen Vorhang.
Durch seine Vorträge und Bücher bilden sich Übungsgruppen an vielen Orten. Sie gehen den von ihm entwickelten Weg der Bewusstseinsschulung eigenständig weiter. Es ist eine Graswurzelbewegung ohne Leitung und Organisation, die so entsteht. Auch nach dem Tod Kühlewinds 2006 wirkt sie weiter – bis heute gibt es Übungsgruppen in verschiedenen Teilen der Welt.
Gegenwind
In der anthroposophischen Bewegung erfährt Kühlewind zu Lebzeiten viel Gegenwind. Seine Weiterentwicklung des Denkens von Steiner, die Praxis des Meditierens in Gruppen und der Austausch über die dabei gemachten Erfahrungen passen vielen Anthroposophen nicht ins Konzept. Kühlewind sieht sich auch nicht als geistiger Leiter einer Bewegung, die Mitarbeit in den Gruppen ist voraussetzungslos, mitmachen kann jeder.
Es geht Kühlewind auch nicht um eine Lehre. Sein Anliegen ist ein Weg der Praxis und der Erfahrung. Er kann von jedem eigenständig beschritten werden, der sein Bewusstsein über das Alltägliche hinaus entwickeln will. Es ist das eigene Bewusstsein, das verändert werden muss, wenn sich die Welt ändern soll – so die Botschaft im Werk von Kühlewind. Kühlewind grenzt sich damit auch von modischen Esoterikbestrebungen ab. Meditation soll ernsthafte geistige Arbeit sein, kein Wellnessbetrieb. Streng wie ein östlicher Zen-Meister habe er sein können, wird berichtet.
Lesen kann man das alles jetzt in der Kühlewind-Biografie von Laszlo Böszörmenyi. Sie bietet eine Einführung in das Werk Kühlewinds, außerdem viele persönliche Eindrücke und Geschichten rund um den ungewöhnlichen Denker, die der Autor gesammelt hat.
Laszlo Böszörmenyi wurde 1949 in Budapest geboren. Wie bei Kühlewind ist auch sein Leben durch eine akademische Karriere im Bereich Naturwissenschaften einerseits und eine intensive Auseinandersetzung mit der Anthroposophie Rudolf Steiners andererseits gekennzeichnet. Auch er hat das Leben in einem totalitären Staat erlebt. Von 1992 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2017 war er dann Professor für Informatik an der Universität Klagenfurt/Österreich, wo er das Institut für Informationstechnologie leitete. Er hat über 200 wissenschaftliche Schriften veröffentlicht und zahlreiche Forschungsprojekte geleitet.
„Lebensprägende Begegnung“
1978 lernte Böszörmenyi Georg Kühlewind in der Schweiz kennen, eine „lebensprägende Begegnung“, wie es im Text des Verlages zu seinem Buch heißt. Für ihn hat Kühlewind „völlig neue Impulse auf die Erde gebracht“, seine Bedeutung hätten jedoch nur wenige Menschen erkannt – innerhalb und außerhalb der anthroposophischen Bewegung. Prof. Böszörmenyi ist als Vortragsredner und Seminarleiter vorwiegend zu Fragen des Kühlewindschen Übungsweges tätig.
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Literaturhinweise:
Laszlo Böszörmenyi (2022): Georg Kühlewind – Ein Diener des Logos. Stuttgart ISBN 978-3-7725-3150-7, 296 Seiten.
Ders. (2020): Mondenlicht – Sonnenlicht. Die Umkehr zur Quelle der wissenschaftlichen Denkweise. Frankfurt ISBN 978-3-95779-125-2, 149 Seiten.
Bericht-Nr.: 221128-03DE Datum: 28. November 2022
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