Nachrichtenbeitrag
Bewegung als Sinnbild des Lebens
HAMBURG/BERLIN (NNA) – „Was bewegt dich, was bewegst Du?“ ist eigentlich eine immerwährende Frage im Leben. Im Fall des Films „What moves you?“ ging es um ein bewegendes Treffen von 83 Jugendlichen aus 14 Nationen in Berlin, die in vier Wochen Zusammenleben Eurythmie erlernten bis hin zu einer anspruchsvollen Aufführung von Werken von Ludwig van Beethoven und Arvo Pärt. Das Erlebnis der einzelnen, die Ideale, die bei dem Zusammenarbeiten in die Tat umgesetzt wurden – all das hat sich nach der Aufführung wieder in die weite Welt verteilt.
Das Jugend-Eurythmie-Festival aus Anlass des 100jährigen Jubiläums der von Rudolf Steiner entwickelten Bewegungskunst Eurythmie weckte das Interesse des mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilmers Christian Labhart. Im Film zu „What moves you“, hielt er den Prozess fest, den die Jugendlichen beim Festival durchlaufen haben. Die Produktion von „Tanz dein Leben“ läuft in diesen Tagen in Deutschland und der Schweiz im Kino an. Labhart hat u.a. mit seinen Film „Appassionata“ den Puplikumspreis beim letzten Zürich Film Festival gewonnen.
Was erwartet den Zuschauer in diesem ungewöhnlichen Film? Junge Männer und Frauen bewegen sich mit eurythmischen Gesten im Rhythmus in Linien, Schwüngen und Kreisen. Aber man erfährt auch, wie die Jugendlichen lernen, studieren, erfahren und was sie dabei erleben. Sie äußern es in Kommentaren und Erzählungen im Film, Augenblicke, besser Filmsequenzen zeigen dies, einladend in die Welt der Eurythmie.
Dokumentiert wird ein enormer Lernprozess: Die Intensivierung von den ersten Anfängen der fast unkundigen Jugendlichen bis zu zwei abendfüllenden Aufführungen. Über 1.100 Zuschauer sahen die ausverkauften Vorstellungen im August 2012 im großen Saal der Waldorfschule Berlin-Kreuzberg (NNA berichtete).
Regisseur Christian Labhart lässt den Zuschauer an dieser Entwicklung von „What moves you?“ teilhaben. In ihrer Zeit in Berlin erfuhren die Jugendlichen in der von ihnen gebildeten Gemeinschaft durch die Dynamik der Gruppe starke Bewegungen, die durch die aktive Eurythmie noch mehr spürbar wird. Bei der Ausübung der Euthythmie bildet sich die Seele weiter, wie von den Eurythmiedozenten den Studierenden gegenüber beschrieben wird – nun kann man dies auf der Leinwand nachvollziehen. „Der Ton ist getragen von einer seelischen Geste, eingebettet in das, was wir das sogenannte Unhörbare nennen“.
Dass in diesem Projekt engagiertes Mitsprechen und gemeinsames Gestalten der Jugendlichen lebte, verbunden mit einer lernwilligen Akzeptanz dem Dozenten gegenüber, zeigt der Film in vielen Einstellungen.
Erzählungen, Angaben zu den Bewegungen und Kommentare machen das Prozesshafte deutlich in dieser Dokumentation der Entstehungsgeschichte von zwei sehr gelungenen Aufführungen von Beethovens fünfter Symphonie und Arvo Pärts „Fratres”, gespielt vom Jugendorchester der Gnessin-Virtuosen aus Moskau unter der Leitung von Michail Khokhlov.
Labharts Dokumentation wirkt wie eine Metapher zur Globalisierung: Taten, die zeitnah über Kontinente hinweg ihre Wirkung entfalten durch das Engagement der jungen Menschen. Die Früchte all der Anstrengung durch gemeinsame Be-geist-erung, die im Jugend-Eurythmie-Projekt im Zuschauerraum im August 2012 deutlich wurden, vermag jetzt auch der Film ansatzweise wiederzugeben. „Jeder Mensch, wenn er sich bewegt, offenbart sich selbst, wenn er es ehrlich meint.“, so ein Zitat eines Dozenten. Darüber hinaus dokumentiert Labhart die Dynamik der Herausforderung in jeweils persönlichen intensiven Äußerungen der Jugendlichen.
So ziehen, wie der Film zeigt, Spuren von nah und fern nach Berlin, dem gewählten Ort des Geschehens, „um der seit 100 Jahren bestehenden Eurythmie ein Geschenk zu machen“, so der Initiator des Projekts, Andre Macco.
Der Film kann in mehrfacher Hinsicht für viele zur Anregung werden: Für Jugendliche, die den Film sehen und eine Ahnung bekommen von dem, was „man bewegen kann bei sinnvollem Einsatz“. Für Menschen, die sich im Kino darüber freuen können, wie junge Menschen in Projekten Besonderes entstehen lassen. Hier zeigt sich eine Alternative zur Orientierungslosikeit, Jugendliche werden zu Suchenden mit Initiativgeist, die sich einbringen in die gemeinsame Arbeit und sich dabei auch selbst weiterbilden.
Das Team des Projekts ist schon mit neuen Vorhaben beschäftigt in dem Sinn, den Willen in die Tat zu bringen, in die Welt. In der zweiten und dritten Runde 2014 und 2016 warten künstlerische Herausforderungen auf junge, begeisterte Teilnehmer.
Nicht nur Kinofilme über Yoga, Tanz oder Ballett gibt es jetzt, sondern auch einen über Eurythmie. Rudolf Steiner hätte wohl ein Einsehen, auch wenn er sich gelegentlich gegen dieses Medium ausgesprochen hat. Schließlich war es sein Ziel, dass die Menschen sich zeitgemäß geistesgegenwärtig entwickeln. Fazit: Dieser Film ist sehenswert und mehr, 122 Minuten lang. Eine DVD wird nach dem Kinostart im Handel erhältlich sein.
END/nna/wil
Bericht-Nr.: 130906-01DE Datum: 6. September 2013
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