Nachrichtenbeitrag

Auf der Suche nach der „Urkomposition“

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Von NNA-Korrespondentin Edith Willer-Kurtz

BOCHUM (NNA) - Eine Retrospektive des im März vergangenen Jahres verstorbenen Malers Lajos Boros ist derzeit in Bochum in der Rechtsanwaltskanzlei Barkhoff und Partner zu sehen. Die Ausstellung wurde Ende Januar eröffnet, 100 geladene Gäste konnten die Vernissage erleben.

 

Der aus Siebenbürgen (heute Rumänien) stammende Künstler Lajos Boros, dort im November 1928 geboren, studierte an der Kunsthochschule in Cluj (Klausenburg). Schon damals wollte er mit seiner Kunst Wahrheiten suchen und fand sie in Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten der Malerei, insbesondere der orthodoxen Ikonenmalerei.

Im Jahr 1955 begegnete er Janos Mattis-Teutsch (1884-1960), den er als seinen Mentor und spirituellen Lehrer verehrte. Mattis-Teutsch verhalf Boros zu seinem Lebensthema, der „Urkomposition“, einer Verbindung spiritueller Malereitradition mit modernen wissenschaftlichen Ansätzen. Boros wurde auch Mitglied in der Anthroposophischen Gesellschaft und fand immer wieder Bestätigung und Impulse im Werk von Rudolf Steiner. Er entdeckte später auch, dass sein großer Lehrer Mattis-Teutsch Anthroposoph gewesen war.

Eine Besonderheit im Werk Lajos Boros besteht darin, dass er über vierzig Jahre lang immer wieder das selbe Motiv, - aber in immer wieder neuen und fas-zinierenden Variationen gemalt hat. „Eigentlich male ich nur ein einziges Bild, ein lebenslang gemaltes Selbstbildnis“, kommentierte Boros seine Arbeit. Hierzu erklärt Boros in dem Buch: “Farbthematisierung in der Malerei”, herausgegeben 1999 von Barbara Ganß: „Das Wesentliche der Urkomposition als Verwirklichung einer Kompositionsidee entspringt aus den Gedanken von Länge- und Breite-Komposition eines Formates(…) Das Urkompositions-Bild-Motiv wandelte sich also in ein Gemälde-Motiv, das Gemälde-Motiv in eine Orchestrierungs-Anlage, die Orchestrierungsanlage in eine Gemälde-Farbwelt hinüber, das ich gegenwärtig als Farb-Sonate, Farbsymphonische Dichtung und auch schon Farbsymphonie bezeichnen könnte“.

Eine weiteres Zitat von Boros lässt den Bildbetrachter Folgendes erkennen: „Farben und Formen wirken tief unbewusst aufbauend und ordnend, wenn sie sinnvoll im Format konzipiert sind, das heißt, wenn sie Gefäße für Höheres werden. – Als schön empfinden wir, was in der Malerei richtig konzipiert ist, das heißt wenn sich die Farbwesenheiten sinnvoll organisieren können. Die Arbeit des Malers ist es, das Gefäß dafür zu schaffen – und dafür muss er die Grammatik der Farben- und Formensprache studieren, üben, verstehen“.

Bei der Bildbetrachtung entdeckt man, dass die Dreiheit, Vierheit, Siebenheit durch Formanatomie als Rhythmus der Urkomposition gilt. In den Bildern, meist Öl auf Leinwand findet sich ebenso die Mitte zwischen Polaritäten, der Senkrecht-Waagrecht-Gliederung durch Farben und Formen, auch Licht und Finsternis, oder Kalt-Warm-Dynamik.

In dem Buch “Farbthematisierung in der Malerei” schrieb Georg Kühlewind in einem Beitrag „Erkennen heißt letztlich, das Erkannte in eine Denk- oder Vorstellungsform zu bringen; die muss nicht immer informativ, sie kann auch meditativ sein(…) es wird von einer Art erkennenden Fühlens erlebt“.

Lajos Boros stammte aus einer ungarischen Familie. Nach einer Zeit offizieller Anerkennung (er war auch Vorsitzender des Verbandes Bildender Künstler in Rumänien gewesen) wurde er in seinem Heimatland zunehmend diskriminiert als Angehöriger einer nationalen Minderheit und wegen seiner liberalen Positionen im Künstlerverband unter Druck gesetzt. 1970 bat er anlässlich seiner Teilnahme an einer Ausstellung in Wiesbaden um Asyl. Erst fünf Jahre später konnte er seine Familie nachholen.

Boros arbeitete zunächst als Fabrikarbeiter, später als Kunsterzieher an Gymnasien. Er entwickelte auch eine Methodik der malerischen Mittel, die erstmals dokumentiert worden sind in dem Handbuch von Thomas Wildgruber, „Malen und Zeichnen 1. bis 8. Schuljahr“ (Verlag Freies Geistesleben).

Die Ausstellung mit mehr als 50 großformatigen Bildern ist in der Kanzlei Barkhoff und Partner in Bochum noch bis zum 20. April 2012, (Mo-Fr von 9 bis 17 Uhr, nach Vereinbarung zu anderen Zeiten) zu sehen. Die Werke von Boros können auch erworben werden.

Die Kanzlei, die nun seit über 50 Jahre besteht, zeigt jedes Jahr eine Ausstellung niveauvoller Künstler.

END/nna/wil

www.barkhoff-partner.de

Bericht-Nr.: 120204-01DE Datum: 4. Februar 2012

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