Nachrichtenbeitrag

Auf der Suche nach der „Bank von morgen“

 | 
Von NNA Mitarbeiter

BOCHUM (NNA) – Die GLS Bank stellt sich auf erhebliche Veränderungen im Bankenbereich in den nächsten Jahrzehnten ein. Dies wurde auf der Jahrespressekonferenz in der Bochumer Jahrhunderthalle deutlich.

„Wir müssen uns ändern, nicht, weil es uns schlecht geht, sondern weil die Rahmenbedingungen es verlangen“, betonte GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg vor Journalisten. Schrumpfende Zinsmargen, eine zunehmende Regulierung des Bankwesens im Nachgang der Finanzkrise sowie die Folgen der Digitalisierung wurden als Bedingungen genannt, mit denen sich derzeit alle Banken auseinandersetzen müssen.

Die GLS-Bank wird dies – so wurde betont – ihrem eigenen Anspruch der Transparenz gemäß in Zusammenwirken mit Kunden und Mitgliedern tun. Außerdem soll eine zweijährige Zukunftswerkstatt herausfinden, wie die „Bank von morgen“ aussehen kann. Die Basis bleibe dabei das an nachhaltigen Geldanlagen orientierte Geschäftsmodell der GLS-Bank, wurde betont.

Rund 1400 Neukunden durchschnittlich pro Monat zeigen das anhaltende Interesse der Bürger an den ökologisch-sozialen Geldanlagen. „Das Kreditvolumen betrug Ende Mai 1,98 Milliarden Euro, ein Plus von 3,8 Prozent“, erläuterte Finanzvorstand Andreas Neukirch. Zudem stiegen die Einlagen auf 3,3 Mrd. Euro, ein Zuwachs um 6,2 Prozent. „Wir sind optimistisch, dass wir auch in Zukunft weiteren Zuspruch gewinnen können“, so Neukirch. Das Geschäftsguthaben legte um 22 Mio. Euro auf 199,6 Mio. Euro zu. Die Bilanzsumme der GLS Bank erreicht 3,9 Mrd. Euro.

Keine Mehrkosten

Dass die geplanten Umstrukturierungen nicht mit Mehrkosten für die GLS-Kunden verbunden sein werden, wurde auf der Pressekonferenz mehrfach unterstrichen: Es gehe nicht darum, „mehr zu zahlen sondern anders“. Negative Auswirkungen auf die Zahl der Mitarbeiter seien auch nicht zu erwarten, wurde versichert.

Die GLS-Vorstände Thomas Jorberg und Andreas Neukirch schilderten anschaulich, wie nicht nur die Banken, sondern auch Stiftungen oder die Kassen des Sozialsystems vor demselben Problem stehen: einer übergroßen Liquidität in globalen Dimensionen. Den Optimismus, dass sich in absehbarer Zeit wieder ein höheres Zinsniveau realisieren lasse, teile er nicht, betonte Neukirch. Auch Stiftungen sähen sich zunehmend gezwungen, angesichts fehlender Zinserträge das Stiftungsvermögen selbst zur Realisierung ihrer Stiftungszwecke einzusetzen.

Die so beschriebene Krise birgt nach Auffassung der GLS-Experten aber auch die Chance eines Umdenkens. Das Mantra, nach dem „Geld Geld verdienen muss“ verliere zunehmend seine Gültigkeit und es stelle sich die Frage, wie die im Überfluss zirkulierenden finanziellen Mittel dorthin gebracht werden können, wo sie wirklich gebraucht werden.

Hier sieht die GLS-Bank einen Vorteil in ihrer wertebasierten Geldanlagepolitik in den vergangenen vier Jahrzehnten: Gerade in Sektoren, die sich noch in einem frühen Stadium der Entwicklung befänden, verfüge die Bank über große Erfahrung und sei „prüffähig“.

Positiv sei auch zu bewerten, dass die Kunden eben nicht wegen eines bestimmten Zinsniveaus zur GLS-Bank wechselten, sondern wegen der Art der Geldanlage.

Bürgerliches Engagement

Hervorgehoben wurde auch die Rolle der Akteure der Zivilgesellschaft bei der Energiewende in Deutschland. Ohne das Engagement der Bürger gebe es keine gesellschaftlichen Veränderungen. Deswegen habe sich die GLS-Bank im politischen Raum auch dafür engagiert, dass das geplante Kleinanlegerschutzgesetz nicht zu einem Hindernis der Projektfinanzierung durch Bürger wird.

Im Konflikt um den insolventen Windparkbetreiber Prokon ist die GLS-Bank ebenfalls beratend tätig gewesen und hat sich für die Umwandlung von Prokon in eine Genossenschaft eingesetzt (siehe in Verbindung stehende News unten). Deutlich wurde in diesem Zusammenhang auch das Interesse der Geldanlagen suchenden Investoren an den neuen Wirtschaftszweigen: „Auf einen Windpark kommen zehn Investoren“, hieß es auf der Pressekonferenz.

END/nna/ung

Bericht-Nr.: 150616-02DE Datum: 16. Juni 2015

© 2015 News Network Anthroposophy Limited (NNA). Alle Rechte vorbehalten. 

Zurück
GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg (links) und Finanzvorstand Andreas Neukirch<br>Foto: GLS Bank