Nachrichtenbeitrag

Alternatives Ökonomie-Studienangebot startet in Bernkastel-Kues

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Von NNA Mitarbeiter

BERNKASTEL-KUES (NNA) – Wer ein alternatives Studienangebot in den Fächern Ökonomie und Philosophie sucht, kann dies demnächst im kleinen Moselort Bernkastel-Kues finden. Dort wurde die Cusanus Hochschule i.Gr. von Stiftern ins Leben gerufen.

Vier Studiengänge sind bereits akkreditiert, der Antrag auf staatliche Anerkennung läuft. Zwei Studiengänge starten bereits im April an der Kueser Akademie als Zertifikatskurse auf Master-Niveau.

Nikolaus von Kues, latinisiert Cusanus, war ein humanistischer Universalgelehrter der Renaissance. Er versteht die freie Individualität des Menschen als Quelle von Wissenschaft und Kultur, von Gesellschaft und Gemeinschaft sowie des lebendigen Zusammenspiels von Theorie und Praxis. In diesem Sinne sieht die Cusanus Hochschule i.Gr. ihr Ziel darin, von Beginn an innovative Studiengänge anzubieten, die zugleich alle etablierten Anforderungen an ein Hochschulstudium erfüllen.

Sie heißt „Hochschule i.Gr“, das heißt „in Gründung“, weil sie noch im Verfahren der staatlichen Anerkennung ist. Sie wird von der Cusanus Treuhand gGmbH verwaltet und möchte ein lebendiger Bildungsort für eine traditionsbewusste und zugleich zukunftsbildende Lehre und Forschung sein.

Akkreditiert wurden bisher zwei Bachelor-Studiengänge „Philosophie und Unternehmensgestaltung“ (Teilzeit) und „Ökonomie und Unternehmensgestaltung“ (Vollzeit und Teilzeit), außerdem zwei Master-Studiengänge in Vollzeit: „Ökonomie und Gesellschaftsgestaltung“ und „Philosophie: Konzepte von Spiritualität.“

Qualität des Studienangebots

„Mit der erfolgreichen Akkreditierung aller unserer Startstudiengänge ist ein weiterer wesentlicher Schritt in Richtung der staatlichen Anerkennung der Cusanus Hochschule i. Gr. getan“, erläutert ihr Präsident, Prof. Dr. Harald Spehl. „Wir freuen uns sehr über diesen Schritt, der unseren zukünftigen Studierenden Sicherheit über die Qualitaä des Studienangebots gibt.“

Hervorgehoben wird das bereits zum jetzigen Zeitpunkt vielfältig ausgestaltete Forschungsnetzwerk der Cusanus Hochschule i. Gr. Es ermögliche insbesondere Masterstudierenden an bestehenden Forschungsprojekten zu partizipieren und stärke so die wissenschaftliche Qualifikation zukünftiger Absolventinnen und Absolventen.

Cusanus Hochschule i. Gr. möchte ausdrücklich nicht nur eine eindimensionale Wirtschaftswissenschaft, sondern eine plurale Ökonomie lehren und damit eine Alternative zu den etablierten Wirtschaftsstudiengängen anzubieten.

Verbindlich vorgesehen sind in allen Studiengängen auch die sog. „Studia humanitatis“: Diese allgemeinbildenden Veranstaltungen sollen zur Persönlichkeitsbildung der Studierenden beitragen und sie zu interdisziplinärem Zusammenarbeiten sowie zu gesellschaftlichem Engagement befähigen.

Studierende lernen, die eigene Biographie und das gesellschaftliche Leben vor dem Hintergrund von Geistes- und Kulturgeschichte sowie von Philosophie, Ethik, Literatur und Kunst zu reflektieren und zu gestalten, wird im Flyer der Hochschule erklärt. Die Studia humanitatis ziehen sich durch den gesamten Studiengang.

Neue Ansätze

In B.A. Ökonomie und Unternehmensgestaltung sollen die Studierenden einen „anderen Blick“ entwickeln. Sie lernen, grundlegende Phänomene der Unternehmensgestaltung zu erkennen, wirtschaftliche Abläufe von Organisationen und soziale und kulturelle Prozesse im Zusammenspiel der Disziplinen zu analysieren, letztendlich unternehmerische Entscheidungen zu treffen und zu verantworten.

Der Schwerpunkt liege dabei auf Mittelstands-, Familien-, und Handwerksunternehmen. Der berufsbegleitende Studiengang ermöglicht die Verbindung von Erwerbstätigkeit und akademischer Qualifikation sowie eine wechselseitige Befruchtung von Beruf und Studium im Rahmen von Projekten.

Der Studiengang M.A. „Philosophie: Konzepte von Spiritualität“ will einen reflektierten, wissenschaftlichen Umgang mit Konzepten von Spiritualität im Rahmen der klassischen Philosophie vermitteln. Historisch umgreife dieser Studiengang dabei die Zeit von der Antike bis zur Gegenwart und beziehe auch die außereuropäische spirituelle Tradition mit ein.

Dabei befähige das Studium zu einem überkonfessionellen, interreligiösen und wissenschaftlich-reflektierten Umgang mit Ansätzen geistiger menschlicher Entwicklung und metaphysischen Fragen, der sich bis in den sozialen Alltag auswirke.

An der Cusanus Hochschule i.Gr. soll die Verantwortung für die Gestaltung nicht – wie ansonsten üblich – beim Träger, sondern in den Händen ihrer Mitglieder liegen. Immer wieder bemängeln Politik und Gesellschaft ein „Durchregieren“ von Großsponsoren privater Hochschulen, welche via Trägerstruktur Forschung, Lehre und Selbstorganisation der Hochschule zu beeinflussen suchen. Die Rechtsstruktur der Cusanus Hochschule schließe dies konsequent aus, wird betont.

Engagement

Beeindruckt zeigten sich die GutachterInnen auch von der Tatsache, dass die Hochschule i. Gr. bereits vor Start der vier Studiengänge eine umfangreiche räumliche und sachliche Ausstattung in Bernkastel-Kues vorhalte und dass Stadt und Region sich nachhaltig für die Hochschule engagierten. Auch die Interessenten für das Studium in Bernkastel-Kues seien hochmotiviert und identifizierten sich stark mit der in Gründung befindlichen Institution.

Bereits vor dem Start der Hochschule würden die jungen Menschen ein großes Maß an Engagement aufbringen, beispielsweise Stipendien zu organisieren und ihre Aktivitäten in einem Verein zu bündeln.

Auf der Grundlage der Akkreditierungen hat die Cusanus Hochschule i. Gr. die Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte beauftragt, die beiden Masterstudiengänge „Ökonomie und Gesellschaftsgestaltung“ sowie „Philosophie: Konzepte von Spiritualität“ von April 2015 an zunächst im Rahmen von Zertifikatskursen anzubieten.

Prof. Dr. Harald Schwaetzer, berufener Professor für Philosophie an der Cusanus Hochschule i. Gr. und Vize-Präsident, macht deutlich: „Damit kann ein Studienalltag in Bernkastel-Kues auf hohem Niveau beginnen, auch wenn die Zertifikatskurse selbst natürlich nicht zu staatlich anerkannten Abschlüssen führen können.“

Weitere Schritte

Um ihre akkreditierten Studiengänge selbst anbieten und durchführen zu können, benötigt die Cusanus Hochschule i. Gr. die Betriebserlaubnis durch das zuständige Ministerium in Rheinland-Pfalz. „Hierfür“, so erläutert Prof. Dr. Silja Graupe, berufene Professorin für Ökonomie und Philosophie und Vize-Präsidentin der Cusanus Hochschule in Gründung, „stellen die Akkreditierungen der Studiengänge einen wesentlichen Baustein dar.

Darüber hinaus braucht es noch ein positives Votum des Wissenschaftsrates. Das entsprechende Verfahren ist im Gange, aber noch nicht abgeschlossen; es haben sich noch Rückfragen ergeben. Wir sind in enger Abstimmung mit dem Ministerium und im Gespräch mit dem Wissenschaftsrat.“

Die Teilnehmer der Zertifikatskurse brauchen auf den Ausgang dieses Verfahrens nicht zu warten. „Wir freuen uns, dass wir im April beginnen können“, sagt Marius Braun, ein Studieninteressierter. „Wer mitmachen will, ist herzlich willkommen mit uns zu lernen, wie sich Gesellschaft und Bildung neu denken und gestalten lassen.“ Mit der Spendenkampagne „DENKEN SCHENKEN – Lernen Gesellschaft zu gestalten“ engagiert sich die Cusanus Studierendengemeinschaft für den Aufbau eines Stipendien-Fonds.

END/nna/wil

Bericht-Nr.: 150424-03DE Datum: 24. April 2015

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Nikolaus Cusanus